DMEA 2025: Drei Tage Zukunft zum Anfassen
Was wir auf Europas führender Digital-Health-Messe erlebt haben, wohin die Reise geht – und was noch fehlt.
Volle Hallen, leuchtende Bildschirme, große Visionen: Die DMEA 2025 in Berlin war der Treffpunkt für alle, die an die Zukunft des Gesundheitswesens glauben – und sie mitgestalten wollen. Unser Team vom Zentrum für assistive Technologien Rhein-Ruhr (ZAT Rhein-Ruhr) war mittendrin. Mit Prof. Dr. Bernhard Breil und Dr. David Langer standen auch zwei ZAT-Mitglieder auf der Bühne – und brachten unsere Perspektive direkt in die Diskussionen rund um digitale Versorgung, Pflegeinnovationen und vernetzte Systeme ein.
Mit über 20.000 Teilnehmer:innen, fast 900 Ausstellern und rund 470 Speakern war die DMEA einmal mehr das Schaufenster für digitale Gesundheitslösungen. Wir waren vor Ort, um Impulse mitzunehmen, neue Technologien kennenzulernen – und uns ein klares Bild zu machen: Was ist technisch möglich? Was wird gerade heiß diskutiert? Und was ist schon Realität?
KI, Datennutzung, digitale Gesundheitsversorgung
Der erste Tag zeigte schnell: Die Themen Künstliche Intelligenz, Datennutzung und digitale Versorgung sind nicht nur aktuell – sie sind drängend. Besonders die Session „KI im Gesundheitswesen“ machte deutlich, wie nah viele Entwicklungen an der klinischen Praxis bereits sind.
Gezeigt wurden unter anderem Systeme zur frühzeitigen Erkennung klinischer Risiken, digitale Entscheidungsmodelle zur Umsetzung medizinischer Leitlinien sowie KI-Anwendungen, die Pflegepersonal entlasten oder Prozesse im Klinikalltag effizienter gestalten. Die große Herausforderung: Damit KI ihr Potenzial entfalten kann, braucht sie Zugang zu hochwertigen, strukturierten Daten. Interoperabilität und verlässliche Schnittstellen sind hier ebenso entscheidend wie ein strategischer Umgang mit regulatorischen Fragen.
Auch die Keynote von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach unterstrich: Digitalisierung ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Was schon möglich ist – und was (noch) nicht
Ein echtes Highlight der DMEA war für uns der Blick über den Tellerrand – etwa durch die Keynote von Zukunftsforscher Richard van Hooijdonk, der mit eindrucksvollen Beispielen aus der ganzen Welt zeigte, wie rasant sich Technologien im Gesundheitswesen entwickeln. Seine Botschaft: Wer zu lange abwartet, verpasst die Zukunft.
Auch auf der Messe selbst wurden zahlreiche spannende Ansätze präsentiert – von der videobasierten Erfassung physiologischer Parameter bis hin zur kontinuierlichen subkutanen EEG-Messung für das Langzeit-Monitoring von Epilepsie. Besonders fasziniert hat uns die Umsetzung, den Blutdruck per Gesichtsanalyse über eine einfache Smartphonekamera zu erfassen – ganz ohne Manschette oder zusätzliche Sensorik.
Solche Systeme könnten die Art, wie Vitaldaten im Alltag erhoben werden, revolutionieren – auch wenn hier natürlich Datenschutz und Datensouveränität besonders sorgfältig mitgedacht werden müssen.
Trotz aller Begeisterung blieb ein Eindruck bestehen: Viele Ideen sind heute schon technisch machbar, aber noch selten im Alltag angekommen. Die Innovationskraft ist da – in Deutschland ebenso wie im Ausland. Was fehlt, sind die nächsten Schritte Richtung Umsetzung.
Datenschutz: Schlüssel und Herausforderung zugleich
In vielen Vorträgen und Diskussionsrunden wurde deutlich: Der Schutz sensibler Gesundheitsdaten ist in Deutschland zu Recht hoch. Doch er muss mit Innovationsbereitschaft zusammengedacht werden.
Unser Standpunkt: Datenschutz ist unverzichtbar – aber Menschen sollten die Möglichkeit haben, ihre Daten informiert, freiwillig und sicher für Forschung oder Versorgung freizugeben. Gleichzeitig halten wir es für wichtig, dass Patient:innen nicht entmündigt werden, indem man ihnen abspricht, über ihre eigenen Daten verfügen zu dürfen – denn echte Innovation braucht nicht nur Technologie, sondern auch Respekt und Teilhabe.
Forschung trifft Praxis – genau unser Weg
Für uns war die DMEA nicht nur ein Blick in die Zukunft, sondern eine Bestätigung unseres eigenen Ansatzes: Am ZAT Rhein-Ruhr entwickeln wir nicht nur eigene kognitive Assistenzsysteme, wir wollen ein aktives Netzwerk im Rhein-Ruhr-Gebiet aufbauen – ein Ort des Austauschs zwischen Forschung, Pflege, Kliniken, Patient:innen und Unternehmen.
Oftmals existieren bereits passende Lösungen oder Assistenzsysteme für konkrete Herausforderungen, doch es mangelt an der nötigen Vernetzung und dem Austausch, um diese auch bekannt zu machen und in die Praxis zu überführen. Genau hier sehen wir uns als Vermittler – als Brückenbauer, der Theorie und Anwendung zusammenbringt und die richtigen Lösungen den richtigen Partnern zugänglich macht.
Ob videobasierte Messsysteme, Virtual Reality in der Pflege oder DIGAs – die DMEA 2025 hat uns einmal mehr gezeigt, dass die Entwicklung von Technologien für die digitale Transformation des Gesundheitswesens im vollen Gange ist. Die Messe hat uns nicht nur inspiriert, sondern auch bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Unsere Vision einer vernetzten, menschenzentrierten Gesundheitsversorgung ist längst nicht mehr nur eine Idee – sie wird mit jeder neuen Partnerschaft, jedem innovativen System und jedem Austausch darüber Stück für Stück zur Realität.